Horst Leupold (dunkles Trikot) galt schon zu seiner Zeit als ein moderner Offensivverteidiger, eine Art Pinola der 60er.
Max Morlock.
29. August 1962: Der Club ist Pokalsieger
Unter dem Jubel der Fans gewann der 1. FC Nürnberg am 30. August 1962 zum dritten Mal den DFB-Pokal. Und das schrieben die Nürnberger Nachrichten vor 50 Jahren über den historischen 2:1-Erfolg: Nach dem Ende der dramatischen 120 Minuten in Hannover: Club-Spielführer Wenauer hat den Pokal in Empfang genommen. Er wird von seinen Kameraden vom Platz getragen, während die Clubanhänger ihre Fahnen schwenken. Auf unserem Funkbild sind von links zu erkennen: Wabra, Albrecht, Strehl, Flachenecker, Reisch, Haseneder und Dachlauer.
Ins Finale eingezogen war der Club durch ein 4:2 über Eintracht Frankfurt. Als "besonders eindrucksvoll" lobten die NN den Halbstürmer Tasso Wild, hier im Duell mit dem Frankfurter Verteidiger Landerer.
Selbst in mäßiger Form war Kurt "Hasi" Haseneder immer für ein Tor gut, sowohl hier im Spiel gegen Frankfurt als auch im Finale gegen Düsseldorf, gegen die der Halbrechte in der 71. Minute ausglich.
Ohne persönliches Erfolgserlebnis blieb dagegen Mittelstürmer Heinz Strehl, mit 76 Toren bis heute Rekordtorschütze des Club in der Bundesliga.
Club-Torwart Wabra glänzte ebenso wie sein Gegenüber Görtz häufig durch hervorragende Paraden, hatte allerdings verschiedentlich auch Glück. Hier hat er sich – während links Derbfuß den Flug des Leders mißtrauisch verfolgt – nach einem Schuß des Düsseldorfer Linksaußen Meyer geworfen. An den fangbereit ausgebreiteten Armen vorbei flog der Ball an die Außenseite des Netzes.
Es ist geschafft! Gerade hat Wild (ganz rechts am Boden) den Ball zwischen Fortunas Stopper Krafft (5) und Torwart Görtz zum 2:1 für den Club ins Tor gedrückt. Krafft hatte einen Augenblick lang mit der Abwehr gezögert. Ganz links kann Verteidiger Vigna nur noch zusehen.
Am 11. Mai 1925 wurde Morlock in Nürnberg-Gleishammer geboren. Bereits in seiner Kindheit nahm er Tuchfühlung zum Club auf, als "Ballnrussla". Auf dem Platz machte er die Späher durch imposante Leistungen bei Eintracht Nürnberg auf sich aufmerksam. Diese lotsten ihn Anfang Mai 1940 in den Zabo. Nachdem das torgefährliche Ausnahmetalent Ende 1941 bei der ersten Mannschaft debütiert hatte, legte seine Karriere den Turbolader ein. Bereits im Frühjahr 1942 lag ein Einladungsschreiben von Reichstrainer Sepp Herberger für einen Nationalspieler-Lehrgang im Briefkasten des nicht einmal 17-Jährigen.
Den Klaan dou, den könnt ihr a noch ham": Mit diesem Spruch hatten "Maxls" Freunde diesen in den Straßenfußballer-Tage oft dem gegnerischen Team überlassen. Im Nachgang bereuten sie diese Entscheidung meist gründlich. Auf halbrechts kompensierte die nur 1,70-Meter-Offensivkraft auch später seine Größennachteile mit Engagement, Sprungkraft und gutem Timing - unter Beweis gestellt hier bei einem wuchtigen Flugkopfball.
Unmittelbar nach dem Kriegsende - mit 18 Jahren war Morlock zum Militär eingezogen worden - kehrte Nürnbergs Vorzeige-Fußballer auf die Spielwiese zurück und ließ Tore zu Wasser, zu Lande und zu Schlamm folgen. Sowohl beim Start 1945 wie auch bei Abpfiff der Oberliga 18 Jahre später war er mit dabei: 451 Einsätze - 286 Treffer, beides Bestwerte für die Ewigkeit.
Morlock begeisterte das Publikum nicht nur durch seine Abschlussqualitäten, hier per spektakulärem Fallrückzieher vorexerziert. Er glänzte als mannschaftsdienlicher Ballschlepper und Spielmacher und fungierte als nimmermüder Ankurbler der Offensivbemühungen. Diese Qualitäten trugen dazu bei, dass sich der FCN im Sommer 1948 im Glutofen des Müngersdorfer Stadions durch ein 2:1 gegen Kaiserslautern die erste Nachkriegs-Meisterschaft, die siebte insgesamt, sicherte. Auch bei der Nationalmannschaft kam er zum Einsatz - und wie!
Bei der WM 1954 machte sich Morlock auf der großen Weltfußball-Bühne spätestens im Finale gegen die favorisierten Ungarn einen Namen. Durch seinen 1:2-Anschlusstreffer in der 10. Minute kitzelte er die Neuronen der Zuschauer im Wankdorf-Stadion ebenso wie die der Anhänger in der Heimat und schrieb die Ouvertüre zum "Wunder von Bern". Später gab Morlock stolz zu Protokoll: "Das war mein liebstes und mein wichtigstes Tor!"
Die Rückreise aus der Schweiz geriet für das DFB-Team zur Triumphfahrt. Natürlich auch für "Maxl", dem sein Bruder Robert hier in Nürnberg gratuliert.
Auch von offizieller Seite wurde Morlock begeistert und mit hoher Wertschätzung in Empfang genommen. Hier trägt er sich in das Goldene Buch seiner Heimatstadt ein. Oberbürgermeister Otto Bärnreuther beobachtet den Club-Akteur aufmerksam.
Nach dem Titelgewinn 1954 hatte Morlock mit Blick auf seinen geliebten FCN einen Wunsch allerdings noch offen: "Ich möchte mit dem Club nochmals die Deutsche Meisterschaft holen", bekannte der Goalgetter freimütig. Sieben Jahre später, am 24. Juni 1961, war es soweit. Nürnbergs Fußball-Idol reckt die Meisterschale in Hannover freudestrahlend in die Höhe.
Nach dem 3:0-Triumph gegen zuvor favorisierte, aber chancenlose Dortmunder (Titelträger 1956, 1957) war nicht nur Heiner Stuhlfauth begeistert. "Eure Meisterschaft wird mein Leben um zehn Jahren verlängern", jubilierte Nürnbergs Torwart-Denkmal. Zuvor hatten Haseneder, Heiner Müller und Strehl die drei Club-Treffer bewerkstelligt.
Im Anschluss bedankte sich "Maxl" artig bei den Honorationen. Mit acht Eigengewächsen und einem Durchschnittsalter von knapp 24 Jahren hat sich der Club den Titel geschnappt. Getragen von einer Erfolgswelle im Saisonverlauf, über die Endrunde bis zum furiosen Final-Erfolg - an die Hand genommen von der großen Identifikations- und Integrationsfigur Max Morlock.
Nürnbergs Sport-Legende war ein Baumeister des Erfolgs. Ein zweiter war Coach Herbert Widmayer (Co-Träger der Meisterschale), der Talente wie FCN-Rekordtorjäger Strehl, Wenauer, Wild, Reisch und Haseneder ins Team einbaute und so im Zusammenspiel mit dem allseits respektierten Leitwolf den Grundstein zum vor-vorletzten Meistertitel legte.
200.000 säumten am Tag nach dem achten Nürnberger Meister-Coup die Straßen in der Noris. Jung und Alt drängte sich mit Fahnen und Fotokameras bewaffnet in der Königsstraße. Die Menge ließ nur eine schmale Gasse für das Führungsfahrzeug frei. Im schicken weißen Sportflitzer sitzt der langjährige Vereinspräsident Ludwig Franz neben Nürnbergs Spielführer, der die begehrte Trophäe stolz den Massen präsentiert.
Destination Hauptmarkt: Als die Club-Heroen dort eingetroffen und von kleinen Mädchen mit Blumengirlanden behängt worden waren, hielt Morlock - den Schönen Brunnen und die Sebalduskirche im Rücken - eine kurze Ansprache. Die jungen Spielkameraden rahmen ihr Idol ein.
...Europapokal-Viertelfinale gegen Benfica Lissabon im schon Wochen vor dem Duell mit der Star-Elf ausverkauftem Städtischen Stadion. Morlock & Co. drehten einen 0:1 Rückstand spektakulär in ein 3:1 um und sicherten sich so die 50-DM-Siegprämie pro Nase. Der Traum vom Halbfinale platzte in Portugal, als Eusebio & Co. dem Club eine herbe 0:6-Klatsche zufügten.
Weltmeister Max Morlock schoss den ersten Treffer für den Club in der neuen Bundesliga. Beim 1:1 im Berliner Olympiastadion traf er dabei ins Gehäuse von Hertha BSC und verursachte auch den aus Club-Sicht ungerechtfertigten Handelfmeter, mit dem die Gastgeber zum glücklichen Ausgleich kamen.
Die Szene, die im April 1992 im Städtischen Stadion zum umstrittenen Elfmeter führte: Christian Wück setzt nach dem Zweikampf mit Günter Kutowski zum Flug an.
Heiner Stuhlfauth (hinten links, Foto aus den 20ern) war nach dem Triumph gegen zuvor favorisierte, aber chancenlose Dortmunder (Titelträger 1956, 1957) begeistert. "Eure Meisterschaft wird mein Leben um zehn Jahren verlängern" jubilierte Nürnbergs Torwart-Ikone. Zuvor hatten Haseneder, Heiner Müller und Strehl einen 3:0-Sieg bewerkstelligt.
Trotz des Trubels und des imposanten Spaliers strebt der Gaudi-Wurm unaufhaltsam auf die Lorenzkirche zu. Die Wertschätzung ihrer Anhänger ist für die Club-Akteure neben dem sportlichen Ruhm von besonderem Wert. Das Zubrot fällt zeitgemäß aus: 1.000 Mark und ein Goldstück vom Verein. Verschiedene Firmen spendieren jedem Champion einen Teppich, ein Rad, zwei Anzüge. Die Stadt steuert einen Zinnteller bei.
Bemerkenswert: Mit acht Jungs, die aus der eigenen Jugend rekrutiert sind und einem Durchschnittsalter von knapp 24 Jahren, hat sich der Club den Meistertitel geschnappt. Getragen von einer Erfolgswelle im Saisonverlauf, über die Endrunde bis ins furiose Finale. An die Hand genommen wurden die Youngster von Max Morlock. Neben dem aufrecht posierenden Weltmeister sitzt ein stolzgeschwellter Ludwig Franz.